Frankenthal Die Rheinpfalz – Nr. 273 - Freitag, 24. November 2006
GEGENÜBER: Alfred Jaik
„Diese Kneipe ist mein Leben“ ............ ..Seit 20 Jahren führt der Düsseldorfer das Titus
Von unserem Mitarbeiter Andreas Gärtner þ Er hat wohl mehr Schüler gesehen als so mancher Lehrer an den beiden Frankenthaler Gymnasien. Und böse Zungen mögen behaupten, nicht nur nach, sondern auch während der Unterrichtszeiten. Alfred Jaik verkörpert seit nunmehr 20 Jahren das Titus, jene Frankenthaler Kneipeninstitution aus der Nürnberger Straße, die gegenüber dem Karolinen-und dem Albert-Einstein-Gymnasium gelegen, ganzen Heerscharen von Schülern zu einem zweiten Wohnzimmer geworden ist. Sobald jemand, der seine Schulzeit mehr oder minder erfolgreich auf einem der beiden Frankenthaler Gymnasien hinter sich gebracht hat, Lust verspürt, ein paar vertraute Gesichter zu sehen, steuert er zielgerichtet das Titus an irgendjemand aus den alten Zeiten trifft man dort immer. Denn die Bindung an eine der langlebigsten und populärsten Frankenthaler Kneipen geht über Schul-zeiten hinaus und ist selbstverständlich nicht nur auf die beiden Gymnasien beschränkt. Dafür aber ganz eng an die Person Alfred Jaik gekoppelt. r den 49-jährigen gebürtigen Düsseldorfer ist sein Laden „Wohnzimmer, Treffpunkt, Klugscheißer-Club und Arbeitsplatz in einem. Ich wohne oben drüber“, sagt Jaik, „brauchnur die Treppe runter, und schon bin ich mitten drin. Mit so was kann man gar nicht alt werden, weil ich permanent mit jungen Leuten inKontakt komme, viele Ältere immer noch da sind und trotzdem immer wieder neue in diese Szene rein wachsen“. Wenn man den „Alfred“, wie ihn alle nennen, seine 20 Jahre „Kneipenhistorierekapitulieren hört, spürt man auf Anhieb, wie sehr er damit verbunden ist. „Das hört sich zwar pathetisch an, aber diese Kneipe hier ist wirklich mein Leben, das sind meine vier Wände. Ich hab halt auch das Glück gehabt, dass Gäst
e von mir zu Freunden wurden.Was das Titus ausmache, seien nun mal die ganzen „sozialen Geschichten“. „Die Lindenstraße ist da nichts dagegen. Allein die Ehen, die hier gestiftet wurden, müssten in die Hunderte gehen, das kann man gar nicht mehr zählen. Wenn du siehst, dass manche Jungs, die du noch als Schüler kennen gelernt hast, heute noch herkommen, ihre Frau, mit der sie mittlerweile Kinder haben, hier drin das erste Mal angesprochen haben, dann lässt einen so was nie kalt.1986 hat Jaik das Titus eröffnet, jeden Nagel hat er damals „eigenhändig eingeschlagen, jede Schraube selbst reingedreht“. Extra nach Paris ist er damals gefahren, um Bistro-Tische und alte Bilder zu besorgen. „Ein halbes Jahr haben mir die anderen Wirte damals gegeben, es ist dann doch ein wenig länger geworden“, resümiert Jaik schmunzelnd. Heute steht Jaik selten noch hinterm Tresen, kümmert sich vor allem um seine Küche. Der Mittagstisch liegt ihm dabei ganz besonders am Herzen, womit er bewusst „eine preisgerechte Alternative zu dem ganzen Fast-Food-Essenbieten will. Neugierig auf Menschen müsse man sein („Ich bin hier schon so was wie ein Kummerkasten, das ist kein Klischee“) das macht laut Jaik einen guten Wirt aus. Und so was schaffe auch Bindungen. Es gehöre r viele einfach dazu, „hier vorbeizuschauen, wenn jemand von außerhalb mal auf Heimatbesuch ist“. Besonders deutlich wird das bei der Weihnachtfsfeier, wenn der Laden aus allen Nähten platzt, weil sich alles wieder „im alten Wohnzimmertrifft. Beim Start 1986 gaben ihm Kollegen ein halbes Jahr, nun ist er schon zwei Jahrzehnte im Geschäft: Alfred Jaik. —FOTO: BOLTE